Am Anfang waren die Nachwehen des verlorenen Weltkrieges im Uniformierten Schützenkorps zu überwinden.
Viele Schützenbrüder waren gefallen. Das Vereinsleben und die unserem Verein eigene Schützentradition mit dem Schießsport und das Marschieren mit aktiven Waffen fand bei den neuen und zum Teil auch alten Bürgern unserer Stadt keine rechte Resonanz mehr.
Zu groß war, teils verständlich und aus Unkenntnis, die Abneigung gegen das Umgehen mit Waffen und alles, was in etwa nur den Anschein hatte, militärische Charakterzüge zu haben.
Zusätzlich kam noch das Verbot der englischen Militärregierung, dass keinerlei Halten und Tragen von Waffen jeglicher Art erlaubt sei.
Heimatliche Eintracht und Bürgersinn ließen unseren damaligen Vereinsvorstand und alle alten Mitglieder nicht ruhen noch raten, um unser traditionsreiches Schützenfest mit dem ausschießen der Königswürde wieder in Gang zu bringen.
So treffen sich im September 1949 einige Mitglieder des Korps, um die Wiedereinführung des Schützenfestes in die Wege zu leiten.
Nach langen Debatten wird beschlossen, diese Anregung dem Bürgermeister, den Ratsherren und dem englischen Stadtkommandanten zu unterbreiten.
Mit großer Genugtuung wird festgestellt, dass die Genehmigung zum Ausmarsch und zum feiern des Schützenfestes für das Jahr 1950 erlaubt wird. Uniformen sind noch nicht erlaubt; aber weiße Hosen und dunkle Jacken tun es auch. Großzügigerweise wird das schießen mit dem Luftgewehr erlaubt.
Das Kommando unter Führung von Major Otto Prilop beauftragte Unteroffizier Richard Poppe vom 7. Zug, einen neuern achten Zug zu gründen.
Diese Korpsmaßnahme war nötig, da viele Neuzugänge in den Reihen unseres Vereins zu vermelden waren.
Schon vor längerer Zeit hatte es einen nicht ganz offiziellen 8. Zug gegeben, und zwar „das lege Rott“ ( die laue Rotte).
Somit war Richard Poppe zum Zugführer des 8. Zuges bestimmt worden; aber noch kein Leutnant. Einige neue Mitglieder des Korps, von Optimismus beseelt und vom neuen Zugführer umworben, schlossen sich der neugegründeten Formation an. Die Aufnahmeformalitäten wurden manchmal mit allerlei Tricks und ausgefallener Raffinesse durchgeführt.
Um mit den anderen Traditionszügen des Korps im Schießen um die Königswürde konkurrieren zu können, wurde sofort mit dem Übungsschießen begonnen. Auf dem veralteten Saal der Gastwirtschaft „Stadt Hamburg“ unseres Mitglieds Oskar Salge, der ein Jahr später unser Zugfeldwebel wurde, wird für jeden Donnerstag Schießen angeordnet. Zwei Jahre lang wir noch mit alten Luftbüchsen, bei ab und zu verstopften Gewehrläufen und wackeligen Fußbodendielen, eifrig geübt.
Aus diesen ersten Treffen entsteht die etwas später ins Leben gerufene Schießgruppe unseres Korps. (Nachzulesen im Bericht „Die Schießgruppe im Wandel der Zeiten“)
Nachdem sich im September 1952 der Deutsche Schützenbund wieder etabliert hatte, wurde nach Ablauf des Jahres beschlossen, diesem beizutreten. Damit wurde auch gleichzeitig die bis dahin noch ungelöste Uniformfrage geklärt. Es wird ab sofort nur noch die amtliche Schützenuniform getragen.
Unserem Schützenbruder Horst Calberlah gelang es dann, zweimal König der Stadt Gifhorn zu werden, und zwar in den Jahren 1970 und 1976.
Nach langer Anlaufzeit und auf Drängen unseres Korps führte die Stadt 1955 das Kinderschützenfest wieder ein.
Dieses erfreute sich nun von Jahr zu Jahr größter Beliebtheit. Am 10. Oktober 1954, anläßlich der Generalversammlung, wird unser Adjutant zum Major unseres Korps vorgeschlagen und gewählt.
Sein Vorgänger Prilop schied vorher durch Erreichen der Altersgrenze und auf eigenen Wunsch aus.
Neuer Adjutant wird Schützenbruder Rudolf Guthardt vom 7. Zug.
Auch in diesem und in den darauffolgenden Jahren wächst unser Zug zu einer beneidenswerten Stärke an.
Viele Kameraden aus unseren Reihen wurden in dieser Zeit zu Gefreiten, Unteroffizieren und zum Fahnenfeldwebel befördert.
Um den Schießsport in unserem Zug eine zusätzlich interessante Trainingsmöglichkeit, gespickt mit lustig-reizvollen Sondereinlagen zu geben, kam ich auf die Idee, in der Fastenzeit, kurz vor Ostern, das uns allen bekannte Ostereierschießen und Eierwerfen zu veranstalten.
Einige Schützenbrüder zeigten zwar Bedenken an und warfen ihre Karitative Seele in die Waagschale, aber Dank disziplinierten Verhaltens was die Einigkeit bald wieder hergestellt.
Dieses Schießen und Eierwerfen erfreut sich bis heute größter Beliebtheit und ist aus unserem Veranstaltungskalender nicht mehr fortzudenken.
Aus Krankheitsgründen mußte unser Zugfeldwebel Oskar Salge sein Amt niederlegen.
Am 6. Juni 1963 wurde Unteroffizier Horst Calberlah zum neuen Zugfeldwebel des 8. Zuges gewählt.
Auf der Generalversammlung am 7. März 1965 wurde vom Kommando bekannt gemacht, daß neue Offiziersstellen besetzt werden müßten.
Unter anderem war die Neubesetzung mit einem Führer der dritten Kompanie vorgesehen. Als Hauptmann dieser Formation wurde ich, als dienstältester Leutnant unseres Korps, vorgeschlagen und gewählt.
Unser Zugfeldwebel Horst Calberlah, der sich schon von Anfang an um das Schützenwesen und die Belange im 8. Zug verdient gemacht hatte, wurde von unseren Mitgliedern und mir spontan zum Leutnant des 8. Zuges vorgeschlagen und beim nächsten Pfingstausmarsch im Offiziersraum des Schützensaales durch den Major und das anwesende Offizierskorps bestätigt.
Viele Jahre – von 1965 bis 1990 – Führte ich dann die dritte Kompanie als Hauptmann und Kompanieführer an.
Auch die Zugführung im 8. Zug wechselte im Laufe der nächsten Jahre noch mehrmals.
So führte den Zug von 1979 bis 1988 Leutnant Erhard Höwer und von 1988 bis 1993 Leutnant Wolfgang Raulfs und seit 1993 Siegfried Richter.
Wenn ich nun dem 8. Zug auch nicht mehr aktiv dienen kann, so bin ich doch stolz, ihm weiterhin als Mitglied angehören zu dürfen.
Möge der 8. Zug unter der Führung von Leutnant Siegfried Richter den Schützengeist und die Kameradschaft weiter pflegen, so werden die Erfolge nicht ausbleiben, damit er weiterhin blüht und gedeiht und einer der Eckpfeiler unseres Uniformierten Schützenkorps ist.